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Megatrend Urbanes Wohnen

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„Urbanität führt zu einer neuen Form der Vernetzung und zu nachhaltigen Mobilitätskonzepten.“

Peter Wallner, Geschäftsführer. 

Unser Jahrhundert ist das Jahrhundert der Städte. Jeder achte Mensch lebt weltweit in einer der rund 30 Mega-Cities mit 10 Mio. Einwohner*innen und mehr.

Dabei ist der Trend nicht neu. Schon in den 80er-Jahren war in der Soziologie die „Verstädterung“ ein großes Thema, dessen Ursprünge in der Industrialisierung liegen. Auch im polyzentrisch strukturierten Deutschland gibt es diesen klar erkennbaren Trend: Während die Republik insgesamt seit der Jahrtausendwende knapp 1 Prozent Bevölkerungswachstum verzeichnete, wuchsen die fünf größten Städte, Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt zusammen im Schnitt um über 11%. Urbanisierung lässt sich also in konkreten Zahlen messen.

Urbanisierung ist aber auch ein „Lebensgefühl“, welches sich freilich nicht exakt messen lässt. Gleichwohl bringt sie interessante Phänomene hervor. Natürlich macht rasantes Wachstum in den Zentren den Raum knapp: Condensed Spaces sind dann diejenigen innerstädtischen Räume, in denen höchste Bevölkerungs-, Infrastruktur- und Mobilitätsdichte herrscht. Diese Dichte produziert Austausch, Vielfalt, Kommunikation. Manche zieht das an, für andere sind diese extremen Verdichtungsräume die zentralen Herausforderungen: Kann es hier Lebensqualität und Nachhaltigkeit geben?

Neue Mobilitätskonzepte


Aus dieser Verdichtung leiten sich weitere Folgephänomene ab, die für die Immobilienwirtschaft besonders relevant sind: neue Mobilitätskonzepte, Co-Living und Micro-Housing. Während öffentlich noch vor allem über das e-Auto diskutiert wird, entwickelt sich in den urbanen Räumen die Mobilität bereits auf anderen Pfaden. Im Zuge des Bike-Booms verzichten in Städten über 500.000 Einwohner*innen rd. 40% der Haushalte bereits ganz auf das Auto, 2003 waren es nur 22%. Und so erobert also das Zweirad die urbanen Räume. Und neu im Stadtbild sind die e-Roller. Die urbane Mobilitätswende ist also in vollem Gange und im Zuge der „e-Mobilität“ werden wir keinesfalls nur die Eindämmung des Dieselmotors zugunsten eines e-Autos sehen, sondern variantenreiche, flexible Mobilität.

Co-Living und Micro-Housing


Mit etwas weniger Nachdruck entwickeln sich die urbanen Formen des Co-Living und Micro-Housings. Das aus der Not geborene Konzept des Mircrowohnens kennt man aus Japan: Große Städte, kleine Wohneinheiten, eine Antwort auf Knappheit von Angebot und Raum. Aus der Not geboren, und bereits in den 90er-Jahren in den USA als Tiny House bekannt, ist das Micro-Housing längst kein Nischenphänomen mehr. Noch ist das neue Lebensgefühl in unseren Breitengeraden nicht ganz massentauglich, aber der Trend zu weniger Raum und mehr Lebensqualität, zu mehr Bewusstsein und Minimalismus lässt sich nicht leugnen.

Urban Gardening


Urbanisierung bedeutet maximale Verdichtung – und kann für viele Bevölkerungsgruppen sehr anziehend wirken. Als Beispiel dafür steht Berlin. Berlin gilt als „spannende Stadt“ und ist wie andere urbane Ballungsräume anders als in Zeiten der Industrialisierung nicht vor allem deshalb Magnet, weil sich hier Arbeit erhofft wird, sondern weil man ein Teil der Condensed Spaces sein möchte.

Aber natürlich gibt es auch Gegenbewegungen, die mit den Begriffen der Rural Cities und des Urban Gardening Einzug in den öffentlichen Diskurs gehalten haben. Nicht wenige Menschen schaffen sich innerhalb der Verdichtungsräume naturnahe, stressfreie Nischen - Balkone, massiv begrünte Hinterhöfe oder gar dörfliche Strukturen bei mancher Nachverdichtung. Und während über Jahrzehnte soziologisch eher so etwas wie Anonymisierung als Phänomen beschrieben wurde, findet sich nun vielfach die Lust auf lokale Communities und Identität. Dies alles nun allerdings weit weniger verbindlich, als es die Nachbarschaften der 50er- und 60er-Jahre waren. Und auch das Urban Gardening ist nicht die logische Weiterentwicklung des Kleingärtnervereins. Vielmehr zeigt sich hier zwar die Lust auf Natur, Ruhe, gar Idyll. Aber der urbane Mensch liebt in Zeiten der Individualisierung auch die Flexibilität, die Unverbindlichkeit.

Unsere Aufgaben


Die Aufgabenstellungen insbesondere für Wohnungsunternehmen liegen also klar auf der Hand: Nachhaltige Entwicklung der Städte und urbane Räume. Doch was heißt das praktisch? Urbanisierung fordert Wohnraum - hier sind die Aktivitäten ja praktisch bei allen Marktteilnehmer*innen hinsichtlich Managementaufwand und Kapitaleinsatz bis zu den Belastungsgrenzen angehoben. Darüber hinaus aber stellen sich vor allem drei deutlich komplexere Aufgaben:

  1. Die Mobilitätswende bietet Raum für die Neugestaltung von Quartieren. Das Paradigma der autogerechten Stadt hat auch autogerechte Quartiere hervorgebracht. E-Mobilität und Bike-Boom bedeuten daher auch neue Verfügbarkeit von Raum und neue Gestaltungsoptionen im Quartier.

  2. Vor allem in den Wohnquartieren der klassischen Wohnungsunternehmen bieten sich Anlass und Gelegenheit, den Gegenbewegungen Raum zu verschaffen: Bei aller Urbanisierung gilt es, auch Kleinräumigkeit und Naturnähe erlebbar zu machen und zu halten. Dies ist deshalb gut möglich, weil die Lagen dieser Marktteilnehmer*innen ja in der Regel nicht absolut zentral sind, sondern durch den Siedlungsbau der 50er-, 60er- und 70er-Jahre geprägt wurden.

  3. Urbanisierung bedeutet natürlich auch, dass die Erwartungen an diese Räume besonders hoch sind. Stichwort: Smart City beispielsweise. Wir müssen nicht so weit gehen und die total vernetzte Stadt fordern, aber Wohnquartiere ohne W-LAN in Städten, die vor allem urbanes Publikum anziehen, sind natürlich ein Anachronismus.

 

Hier wartet auf die Wohnungsunternehmen viel Arbeit.

Packen wir`s an!

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